Ist die Vier-Tage-Woche Fluch oder Segen für unsere Wirtschaft?
Berlin – Der aktuelle Vorstoß für eine Vier-Tage-Woche polarisiert total – Arbeitnehmende wollen sie, viele Arbeitgebende fürchten sie und die Politik ist sich uneins. Aber es gibt auch erste, internationale Studien, die auf eine gesteigerte Produktivität, bessere Work-Life-Balance, geringere Betriebskosten und eine höhere Attraktivität der Arbeitgebenden hinweisen. Fest steht: Die Wochenarbeitszeit hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter verkürzt, weil Innovationen die Arbeit vereinfacht haben, weil nach Wirtschaftskrisen weniger Arbeit zu verteilen war. Doch Prognosen sagen zugleich voraus, dass es künftig mehr Arbeit geben wird als Menschen, die sie erledigen.
Können wir uns eine Vier-Tage-Woche überhaupt leisten? Funktioniert unsere Wirtschaft in Teilzeit? Wie ist es bei Groß-Unternehmen mit 24/7 und Schichtsystem? Müssten wir nicht mehr statt weniger arbeiten? Hilft mehr Flexibilität anstelle starrer Arbeitszeitregeln? Oder brauchen wir einfach mehr Bock auf Arbeit? Darüber diskutierten heute bei der 126. „PEAG Personaldebatte zum Frühstück“ in Berlin Christina Ramb, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, und Anja Piel, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstands des Deutschen Gewerkschaftsbundes. „Teilzeit und Vier-Tage-Woche – Können wir uns weniger Arbeiten leisten?“, so der Titel der gemeinsamen Veranstaltung von PEAG Unternehmensgruppe und Arbeitgeberverband Gesamtmetall.
„Deutschland fehlen Arbeits- und Fachkräfte“, daran erinnerte Christina Ramb in der Debatte. Mit Skepsis reagiere die Arbeitgeberseite deshalb auf eine generelle Vier-Tage-Woche, die es Arbeitnehmenden ermöglicht, die Wochenarbeitszeit in vier Tagen abzuleisten. Die Herausforderungen der wirtschaftlichen Transformation könnten nicht mit weniger Händen gemeistert werden. „Wir brauchen mehr Arbeitende, deshalb sollten wir gemeinsam daran arbeiten, Menschen, die arbeiten können und wollen, flexible Angebote zu machen“, so Christina Ramb: „Lassen Sie uns mehr über Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort reden, damit kommt man Wünschen von Beschäftigten und Unternehmen zugleich entgegen.“
Frauen sieht Christina Ramb unterdessen als Kernstück der Lösung: „Sie sind oft gut qualifiziert, am Arbeitsmarkt integriert, arbeiten aber zu oft in Teilzeit, denn Vollzeit passt vielen nicht in den Alltag oder rechnet sich kaum.“ Arbeitgeber täten also gut daran, Vereinbarkeit zu ermöglichen. „Aber auch die Politik muss bei Arbeitsanreizen, Kinderbetreuung und flexiblen Arbeitszeiten liefern“, so Christina Ramb.
Wieder mehr Sachlichkeit in öffentlicher Debatte
„‘Bock auf Arbeit‘, also Motivation zu arbeiten, entsteht durch gute Arbeitsbedingungen, die uns nicht krankmachen, und faire Bezahlung“, reagierte Anja Piel: „Wenn bei vollem Lohnausgleich nur vier Tage gearbeitet wird und sich die Arbeitsbelastung nicht erhöht, kann das zu mehr Arbeitszufriedenheit und höherer Produktivität führen“, sagte das DGB-Vorstandsmitglied zur arbeitnehmerfreundlichen Variante der Vier-Tage-Woche. Zum Nachteil gerate das Modell aber dann für die Beschäftigten, wenn das gleiche Arbeitspensum auf weniger Wochentage verteilt wird. „Das wäre im Ergebnis dann noch mehr Hamsterrad, nur getarnt als Flexibilität“, so Anja Piel. „Solche Arbeitsverdichtung plus fehlende Ruhezeiten birgt erhebliche gesundheitliche Risiken für Beschäftigte“, warnte sie.
Mit Blick auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, wonach sich 81 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland eine Vier-Tage-Woche wünschen, 73 Prozent bei vollem Lohnausgleich, setzte Anja Piel in der Debatte auf Kompromisse am Tarifverhandlungstisch: „Tarifverträge sind genau das richtige Mittel, um die Stellschrauben für eine geringere Wochenarbeitszeit in einzelnen Branchen richtig zu justieren.“
„Wir wissen als Personaldienstleister am besten, dass den Unternehmen in der aktuell aus vielen Gründen wirtschaftlich schwierigen Situation Personalkapazität fehlt“, sagte Sven Kramer, Sprecher der Geschäftsführung der PEAG Holding GmbH: „Das darf aber nicht der Grund sein, die Haltung von Menschen schlecht zu reden, die nicht in der Kategorie 40-Stunden-Woche leben wollen.“ Er forderte für die öffentliche Debatte über „Bock“ oder „Kein Bock“ auf Arbeit wieder mehr Sachlichkeit.
Zwar hat eine Studie positive Effekte für vier Tage Arbeit mit gleichem Lohn bei gleicher Wochenleistung nachgewiesen. „Aber fraglich ist doch, ob sie für die Breite der Wirtschaft repräsentativ ist“, gab Sven Kramer zu bedenken. Stattdessen plädierte er für eine volkswirtschaftliche Sicht: „Angesichts fehlender Arbeitskräfte kommen wir um mehr arbeiten nicht umhin.“ Die Firma freitags dicht machen, funktioniere nicht. „Das muss organisiert werden“, so der PEAG-Geschäftsführer: „Dafür müssen wir den Wunsch nach stärkerer Arbeitszeitflexibilisierung aufgreifen und zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf flexiblere Arbeitszeiten und Arbeitszeitmodelle für verschiedene Lebensphasen anbieten.“ Auch sei eine wöchentliche statt der täglichen Höchstarbeitszeit eine wichtiges politisches Signal. Genauso wie die Idee, ab der 35. Arbeitsstunde keine Steuern mehr zahlen zu müssen: „Das könnte motivieren, weiterhin mehr zu arbeiten."
PEAG Holding GmbH - Wir machen Zukunft. Für Menschen.
Die PEAG Holding GmbH wurde 1997 gegründet. Sie ist strategischer Partner für Personalberatung, vermittlungsorientierte Arbeitnehmerüberlassung, Beschäftigtentransfer und Personaladministration. Zur Unternehmensgruppe zählen vier Unternehmen: PEAG Transfer GmbH, PEAG Personal GmbH, PEAG HR GmbH und die PEAG-Mitarbeiter-Beteiligungs-GmbH. Auch am politischen Geschehen in allen arbeitsmarktpolitischen Bereichen beteiligt sich die PEAG regelmäßig unter dem Claim "Wir machen Zukunft. Für Menschen." mit öffentlichen Debatten und Symposien zu aktuellen Themen. Damit ist sie Impulsgeber für Akteure des Arbeitsmarktes und Trendsetter im Bereich Personalmanagement.
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