Ist Recruiting allein die Lösung für Arbeitskräftemangel | PEAG
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PEAG Symposium: Ist Recruiting allein die Lösung für den Arbeitskräftemangel?

Ratingen/Dortmund – Über neue Ansätze im Recruiting diskutierten heute beim 10. PEAG Symposium auf Schloss Landsberg in Ratingen rund 60 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Gewerkschaft, Wissenschaft und Recht. Titel der Veranstaltung: „Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Kluge Personalstrategien in Zeiten des Arbeitskräftemangels“. Die PEAG Unternehmensgruppe mit Sitz in Dortmund lädt einmal im Jahr zu ihrem Symposium ein, um im Dialog Perspektiven für aktuelle Themen der Arbeitswelt zu entwickeln. Damit ist sie Impulsgeber für Akteure des Arbeitsmarktes und Trendsetter im Bereich Personalmanagement.

Die aktuell dramatische Situation in den Unternehmen ist bekannt. Der Arbeitskräftebedarf liegt in Deutschland auf Rekordniveau. Ohne Ausgleich etwa durch Zuwanderung oder steigende Erwerbsbeteiligung fehlen bis 2035 sieben Millionen Arbeitskräfte. Personal zu gewinnen wird immer schwieriger, ein neues Denken über das traditionelle Recruiting hinaus immer wichtiger. Beim PEAG Symposium wurden dafür neue Ansätze im Recruiting und erfolgreiche Strategien zur Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden vorgestellt.

Wie das Potenzial an Erwerbspersonen aktivieren?

Die Teilnehmenden diskutierten zudem Möglichkeiten, wie das Erwerbspersonenpotenzial ausgeschöpft werden kann. „Es geht uns vor allem um einen speziellen Blick auf Junge, Ältere, Frauen, Zugewanderte oder Langzeitarbeitslose, die noch nicht in Arbeit sind“, sagte Gerd Galonska, Sprecher der Geschäftsführung der PEAG Holding GmbH, zum Auftakt der Veranstaltung: „Wie können wir diese Gruppen frühzeitig aktivieren und schneller qualifizieren? Und welche politischen Rahmenbedingungen sind dafür notwendig?“

In einem Grußwort warb Nordrhein-Westfalens Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann, für die Fachkräfteoffensive NRW und betonte: „Durch die Verbesserung der beruflichen und akademischen Bildung, die gezielte Förderung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie die Nutzung der Chancen der Digitalisierung werden sowohl die Beschäftigten als auch die Unternehmen bestmöglich unterstützt.“ Beratungsstrukturen spielten gerade in Übergangsprozessen wie der Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft eine zentrale Rolle. „So ist beispielsweise zu überlegen, ob ältere Beschäftigte und auch Migrantinnen und Migranten gezielt mit dem Angebot einer Weiterbildungsberatung angesprochen werden sollten, um individuelle Strategien zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit zu entwickeln“, so der Minister.

„Die Unternehmen stehen vor erheblichen Herausforderungen im sich verschärfenden Fachkräftemangel, auch thyssenkrupp“, bestätigte Dr. Tim-Philip Eisenhardt, Leiter Personal bei den Geschäftsbereichen Multi Tracks und Plant Technology der thyssenkrupp AG, den Trend zum Personalmangel in der Wirtschaft. Bindung und Befähigung der Belegschaft würden deshalb zum zentralen Erfolgsfaktor. „Bei thyssenkrupp schauen wir hierbei auf die Stärkung unserer Arbeitgeberpositionierung, die Optimierung der Recruiting-Prozesse, den Ausbau des Active Sourcings, aber auch auf Re- und Upskilling unserer Mitarbeitenden“, so Dr. Tim-Philip Eisenhardt.


Jasmin Arbabian-Vogel, Präsidentin des Verbandes deutscher Unternehmerinnen, richtete den Fokus des Symposiums auf die Situation der Frauen am Arbeitsmarkt: Knapp 50 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen würden in Teilzeit arbeiten, unter den Männern seien das nur 12,6 Prozent. „Frauen sind also eine wichtige und zugleich unausgeschöpfte Ressource für den Arbeitsmarkt“, betonte sie: „Was wir wirklich brauchen, sind moderne Rollenbilder, die Abschaffung steuerlicher Fehlanreize sowie eine bessere Vereinbarkeit und flächendeckende Kinderbetreuung, um das volle Potenzial auszuschöpfen.“

Was sind die Trends und Tools im Recruiting?

Groß war das Interesse der Symposium-Gäste auch beim Thema Recruiting. Viele berichteten, dass Unternehmen derselben Branche mittlerweile alle im gleichen Teich angeln würden, um sich gegenseitig die Fachkräfte wegzufischen. Aspekte wie Diversity und Employer Branding sowie Trends bei Digitalisierung, Social Media und Active Sourcing  würden – wie auch Expertinnen und Experten bekannter Unternehmen wie thyssenkrupp, RWE, Boehringer Ingelheim microParts, Talention und factro betonten – deshalb immer wichtiger.

Aber ist allein die Digitalisierung der Recruiting-Prozesse eine Lösung? „Wer sich bewirbt, wird heute von Stellenanzeigen erschlagen“, sagte Steffen Braun vom Unternehmen Talention, das eine Software für Personalmarketing anbietet. Angesichts dieses Überangebots richtete Steffen Braun den Blick auf Kennzahlen wie Kosten pro qualifizierter Kandidat oder pro Einstellung, die immer wichtiger würden. „Im Personalmarketing wird zudem mittlerweile diskutiert, bonusorientierte Vergütungen für die Recruiting-Mitarbeitenden einzuführen“, berichtete er.


Und welche Rolle spielt Diversity? „Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass Vielfalt eine enorme Bereicherung für unser Unternehmen ist“, sagte Simone Schulz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Boehringer Ingelheim microParts GmbH. Dort werde die Personalauswahl durch einen Prozess unterstützt, in dem in gezielten Schritten unterschiedlichste Kriterien und Passungen geprüft werden, um unbewusste Voreingenommenheiten zu vermeiden. „Wir glauben daran, dass die Vielfalt unserer Belegschaft und deren Perspektiven uns helfen, unsere Kundinnen und Kunden sowie unsere Märkte besser zu verstehen und Innovationen voranzutreiben“, betonte Simone Schulz.

In die gleiche Richtung argumentierte Niels Kindl aus der Geschäftsleitung von factro, dem Anbieter einer Projektmanagement-Software: „Active Sourcing ist keine kurzfristige Personalbeschaffungsmethode, sondern der organische Aufbau eines nachhaltigen Netzwerks und Pools voller Talente, Persönlichkeiten, Multiplikatoren und Ideengeber“, sagte er. Das zielgerichtete, aktive Suchen nach Talenten sei zwar eine aufwändige Manufaktur-Arbeit, nichts, das man mal eben nebenbei macht.  „Aber wer im Jahr 2023 weiterhin auf Post and Pray setzt, wird schnell merken, dass er nichts merkt“, zeigte sich Niels Kindl überzeugt.

Ist Qualifizierung der Schlüssel für den Arbeitsmarkt von morgen?

Auch deshalb stellten sich die Fachleute auf dem Podium des Symposiums die Frage, welche Rolle vorausschauende Qualifizierung für den Arbeitsmarkt von morgen spielt. Marcus Weichert, Geschäftsführer des Dortmunder Jobcenters, sieht darin eine aktuelle Herausforderung im Kontext der Fachkräftegewinnung. Der wachsende Arbeitskräftebedarf erfordere innovative Ansätze und Strategien, um dieser Herausforderung erfolgreich zu begegnen. „Besonders im Fokus steht für uns als Jobcenter, wie wir die vielfältigen Potenziale der Personengruppen in unserer Betreuung, beispielsweise Zugewanderte und Langzeitarbeitslose, bestmöglich nutzen können“, sagte er.

Joachim Giese, Vorstand der WBS Training AG, stufte die Fachkräftesicherung als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ein. Eine Grundlage für hochqualifizierte Arbeitskräfte von morgen sei die unabdingbare Rolle der beruflichen Bildung als vierte Säule im deutschen Bildungssystem. Um Menschen für die Arbeitswelt zu rüsten, betonte der WBS-Vorstand „die Notwendigkeit von arbeitsmarktpolitischen Partnerschaften zwischen Politik, Wirtschaft und den arbeitsmarktlichen Akteuren, um gemeinsam die Zukunft der beruflichen Bildung und Qualifizierung zu gestalten“.


„Eine kluge Personalstrategie verabschiedet sich von der Bestenauslese“, forderte Norbert Wichmann, Abteilungsleiter Bildung, Berufliche Bildung, Handwerk beim DGB NRW. Fast zwei Drittel aller Ausbildungsplätze hätten bisher Hauptschülerinnen und Hauptschüler von vornherein von Bewerbungen ausgeschlossen, berichtete er: „Hier deutet sich eine Trendwende an.“ Die Ausgrenzung ganzer Kohorten hatte aber nach seiner Darstellung bisher zur Folge, dass der Anteil Jugendlicher ohne jede berufliche Qualifikation dramatisch angestiegen sei. „Jeder fünfte junge Erwachsene hat überhaupt keine berufliche Qualifikation“, so der Experte: „Im Rückschluss müssen wir nun das Nachholen von Berufsabschlüssen deutlich ausweiten.“ Dabei müssten Instrumente wie die assistierte Ausbildung zur Anwendung kommen. Außerdem müsse man von längeren Ausbildungszeiten ausgehen.

Über die PEAG Holding GmbH

Die PEAG Holding GmbH wurde 1997 gegründet. Sie ist strategischer Partner für Personalberatung, vermittlungsorientierte Arbeitnehmerüberlassung, Beschäftigtentransfer und Personaladministration. Zur Unternehmensgruppe zählen vier Unternehmen: PEAG Transfer GmbH, PEAG Personal GmbH, PEAG HR GmbH und die PEAG-Mitarbeiter-Beteiligungs-GmbH. Auch am politischen Geschehen in allen arbeitsmarktpolitischen Bereichen beteiligt sich die PEAG regelmäßig mit öffentlichen Debatten und Symposien zu aktuellen Themen. Damit ist sie Impulsgeber für Akteure des Arbeitsmarktes und Trendsetter im Bereich Personalmanagement.

 

Ihr Ansprechpartner

Markus Schulte

Referent Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

PEAG Holding GmbH
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