Ist die Fachkräfteeinwanderung per neuem Gesetz die lang ersehnte Lösung fürs Personal?
Berlin – In vielen Regionen und Branchen Deutschlands fehlen gut ausgebildete Fachkräfte. Die Zahl der offenen Stellen lag 2022 bei fast zwei Millionen. Die Bundesregierung hat reagiert: Mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz können Menschen mit Berufsausbildung und berufspraktischen Kenntnissen jetzt leichter einwandern. Dazu wird die Verdienstgrenze für die Blaue Karte abgesenkt. Neu ist zudem eine Chancenkarte mit einem Punktesystem.
Doch ist das neue Gesetz wirklich ein Meilenstein oder nur heiße Luft? Wie werben eigentlich Unternehmen neues Personal im Ausland an? Und warum wird der Zeitarbeitsbranche die Rekrutierung außerhalb der EU weiterhin verboten? Darüber diskutierten heute bei der 123. "PEAG Personaldebatte zum Frühstück" in Berlin Professor Axel Plünnecke, Leiter des Themenclusters Bildung, Innovation und Migration beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, und Dr. Ann-Veruschka Jurisch, für die FDP im Deutschen Bundestag. "Novelliertes Fachkräfteeinwanderungsgesetz – Meilenstein für die Fachkräftesicherung oder doch nur heiße Luft?", so der Titel der gemeinsamen Veranstaltung von PEAG Unternehmensgruppe und Arbeitgeberverband Gesamtmetall.
Deutschland muss auch attraktiv sein
"Deutschland hat ein Demographieproblem und wird seine Wirtschaftsleistung ohne Einwanderung nicht halten können, es führt kein Weg daran vorbei", stieg Ann-Veruschka Jurisch in die Debatte ein: "Wir befinden uns in einem hart umkämpften internationalen Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte, um wirtschaftlich relevant bleiben zu können. Das neue Gesetz ist die Antwort darauf und öffnet die Türen für die Erwerbseinwanderung weit." Man müsse den Menschen aber auch zeigen, dass es sich lohnt, nach Deutschland zu kommen: "Die Tür öffnen alleine reicht nicht, Deutschland, als 'Raum' hinter der Tür muss auch attraktiv sein. Das betrifft Themen wie Abgabenlast, Digitalisierung oder Bürokratie." Fachkräfteeinwanderung sei aber immer noch sehr kompliziert, weil Zuständigkeiten auf viele verschiedene Behörden verteilt sind. "Eine Idee ist es deshalb, die Zuständigkeiten stärker bei einer Behörde zu bündeln, die auch den Arbeitsmarkt im Blick hat", sagte die FDP-Politikerin: "Wir werden nächstes Jahr klären, welche Behörde das sein könnte."
Ann-Veruschka Jurisch erinnerte daran, dass unter früheren Bundesregierungen die Erwerbseinwanderung als Abschottungspolitik ausgestaltet gewesen sei: "Es gab keine realistischen und guten Wege in unseren Arbeitsmarkt." Im Gegensatz dazu wolle man nun mit zwei Instrumenten endlich die notwendigen Fach- und Arbeitskräfte holen, die Deutschland brauche. So gehe man mit der Chancenkarte auf Basis eines Punktesystems nach kanadischem Vorbild über ein reines Visum zur Jobsuche hinaus. "Wer die notwendige Punktzahl erreicht, darf einreisen und für zwei Jahre in Deutschland arbeiten und kann dann langfristig bei uns bleiben", erklärte die Politikerin: "Gleichzeitig werden wir die so genannte Westbalkan-Regel, die in den letzten Jahren für mehr reguläre Einwanderung aus den Staaten des westlichen Balkans gesorgt hat, ausweiten und durch Migrationsabkommen die Perspektive für eine Ausweitung auf andere Staaten öffnen."
Für Erfolg kommt es auf gute Umsetzung an
Axel Plünnecke führte die Zuwanderung aus Drittstaaten in akademische MINT-Berufe als Erfolgsbeispiel an, sie trage heute stark zur Fachkräftesicherung bei. So sei unter ausländischen Personen von 2012 bis 2022 die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in akademischen MINT-Berufen von fast 70.000 auf knapp über 200.000 und damit um fast 190 Prozent gestiegen. Der Ausländeranteil an allen Beschäftigten in akademischen MINT-Berufen sei dabei in der gleichen Zeitspanne kontinuierlich von 6,5 Prozent auf 12,7 Prozent gestiegen.
"Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz kann einen wichtigen Beitrag leisten, ähnliche Impulse zur Zukunftssicherung auch in Facharbeiterberufen zu setzen", sagte der Experte. Für den Erfolg komme es auf eine gute Umsetzung an. Dabei könnten die Komplexität und Dauer der Verwaltungsverfahren hinderlich sein. Das "beschleunigte Fachkräfteverfahren" biete zwar eine moderne Lösung für Arbeitgeber, sei jedoch auch häufig noch zu langsam in der Umsetzung, kritisierte Axel Plünnecke.
Zeitarbeit für Integration in deutschen Arbeitsmarkt nutzen
"Es ist doch mittlerweile unbestritten, wie wichtig die Zeitarbeitsbranche zur Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland ist", betonte Gerd Galonska, Sprecher der Geschäftsführung der PEAG Holding GmbH: "Deshalb verstehe ich nicht, dass es trotz neuem Fachkräfteeinwanderungsgesetz weiterhin nicht möglich ist, als Drittstaatler in einem Zeitarbeitsverhältnis zu arbeiten." Damit vergebe erneut eine Bundesregierung die große Chance, die Zeitarbeit für die Integration von ausländischen Arbeitskräften in den deutschen Arbeitsmarkt zu nutzen. Beispiele wie das Projekt „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland – Integration in den Arbeitsmarkt“ der Bundesagentur für Arbeit zeigten doch, wie die Zeitarbeitsbranche in diesem Fall geflüchtete Menschen integrativ und gleichzeitig zügig in Arbeit bringe - und das in der wichtigen Kombination mit passenden Berufssprachkursen.
Mit Blick auf den nach Arbeitskräften suchenden Mittelstand kritisierte Gerd Galonska die Fülle der einzelnen Regelungen und Vorschriften: "Blaue Karten, Chancenkarten, Anerkennungsregelungen, Aufenthaltsregelungen, besonderer Regeln für Engpassberufe, welcher Mittelständler, der zwei Mitarbeitende sucht, tut sich das ernsthaft an?" Es sei dringend notwendig, dass die Politik das Regelwerk zeitnah überarbeite und der Zeitarbeitsbranche die Türen auch zu Drittstaatlern öffne.
Über die PEAG Holding
Die PEAG Holding GmbH wurde 1997 gegründet. Sie ist strategischer Partner für Personalberatung, vermittlungsorientierte Arbeitnehmerüberlassung, Beschäftigtentransfer und Personaladministration. Zur Unternehmensgruppe zählen vier Unternehmen: PEAG Transfer GmbH, PEAG Personal GmbH, PEAG HR GmbH und die PEAG-Mitarbeiter-Beteiligungs-GmbH. Auch am politischen Geschehen in allen arbeitsmarktpolitischen Bereichen beteiligt sich die PEAG regelmäßig mit öffentlichen Debatten und Symposien zu aktuellen Themen. Damit ist sie Impulsgeber für Akteure des Arbeitsmarktes und Trendsetter im Bereich Personalmanagement.
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