Beschleunigt der Job-Turbo die Integration Geflüchteter in Arbeit?
Berlin – Laut Schätzungen braucht Deutschland eine jährliche Nettozuwanderung von 400.000 Fachkräften, um das Potenzial an Erwerbspersonen in der Wirtschaft auf lange Sicht zu halten. Die Integration geflüchteter Menschen kann einen Beitrag dazu leisten, Arbeitsminister Hubertus Heil hat deshalb im vergangenen Herbst den „Job-Turbo“ gezündet. Fakt ist zudem, dass Instrumente wie die „Blaue Karte EU“ oder die neue „Chancenkarte“ mittlerweile dazu beitragen, dass Fachkräfte schneller und unbürokratischer in Deutschland arbeiten können.
Doch reicht das alles schon oder muss noch mehr getan werden? Wie lange dauert es, bis zugewanderte Menschen in den Arbeitsmarkt integriert sind? Wie kann der Einwanderungsprozess effizienter gestaltet werden? Und sind Unternehmen und Gesellschaft auf die Zuwanderung von Fachkräften mit ihren Familien vorbereitet? Darüber diskutierten heute bei der 127. „PEAG Personaldebatte zum Frühstück“ in Berlin Daniel Terzenbach, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit und Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt, und Dr. Achim Dercks, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer DIHK. „Fachkräftesicherung – Wirkt der Job-Turbo schon?“, so der Titel der gemeinsamen Veranstaltung von PEAG Unternehmensgruppe und Arbeitgeberverband Gesamtmetall.
„Eine neue Sprache lernen Geflüchtete nicht nur auf der Schulbank, sondern auch im täglichen Kontakt mit ihren Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz“, sprach Daniel Terzenbach in der Debatte ein wichtiges Detail des Job-Turbos an. Jobcenter und Arbeitsagenturen würden deshalb verstärkt Arbeitgeber unterstützen, die Menschen mit geringen Deutschkenntnissen einstellen: „Zeitgleich machen wir unsere Weiterbildungsförderung sichtbarer, weil Personalverantwortliche sie zu wenig nutzen, zum Beispiel für Berufssprachkurse.“ Der BA-Vorstand räumte aber auch ein, dass die Einstellung von Menschen mit Fluchtgeschichte weiterhin ein komplexer Vorgang sei, bei dem behördenübergreifend mit Unternehmen zusammengearbeitet werden müsse.
Parallel zur Beschäftigung Spracherwerb fördern und qualifizieren
Auf die Frage, ob der Job-Turbo schon gezündet sei, betonte Daniel Terzenbach: „Fast 170.000 Geflüchtete aus der Ukraine sind hierzulande in Arbeit, angesichts der schlechten Konjunktur ist das eine positive Entwicklung.“ Bis Ende September würden fast 120.000 geflüchtete Menschen ihren Integrationskurs beenden. „Dann kommt es darauf an, einen schnellen Anschluss in den Arbeitsmarkt zu schaffen“, so der Sonderbeauftragte: „Wir wollen dann aber auch, wenn Menschen zunächst unterhalb der eigenen Qualifikation einsteigen, nicht loslassen und sie weiterbegleiten und parallel zur Beschäftigung den Spracherwerb fördern und qualifizieren, um auch Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen.“ Denn Deutschland suche – noch dringender als Arbeitskräfte – Fachkräfte.
Dr. Achim Dercks bestätigte, dass Integration vor allem über Sprache und Beschäftigung gelinge: „Die Menschen, die sich hier in Gesellschaft und Wirtschaft einbringen können und wollen, brauchen daher unsere Unterstützung, müssen aber auch gleichzeitig ihren Beitrag leisten." Deutschland sei bei ausländischen Fachkräften noch nicht attraktiv genug, sprach er ein Problem an: „Das zu ändern, ist auch Aufgabe der Politik und nicht nur der Unternehmen.“
Eine sinnvolle Idee kann bei guter Umsetzung in der Praxis aus Sicht der DIHK die Anerkennungspartnerschaft sein: „Für viele Fachkräfte kann die Anerkennung des Berufsabschlusses aus dem Ausland eine Hürde sein, die mit dieser neuen Möglichkeit nun entfällt", so der stellvertrende Hauptgeschäftsführer. „In einem IHK-Beruf können die Fachkräfte dann sofort nach der Einreise ihre Arbeit aufnehmen“, beschrieb er einen Vorteil für Unternehmen. Aber auch hier steckt der Teufel im Detail: „Damit die Anerkennungspartnerschaft in der Praxis funktioniert, brauchen Fachkräfte und Unternehmen verlässliche Informationen und Beratung", so Dr. Achim Dercks: „Wichtig sind bei der Fachkräftezuwanderung insgesamt einfachere Verfahren, eine bessere Vernetzung der Behörden und eine funktionierende digitale Infrastruktur.“
Andreas Schmincke, Geschäftsführer der PEAG Holding GmbH, sprach in der Debatte das Thema Zeitarbeit an. „Sie ist geradezu prädestiniert, wenn es um die Integration und Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmender geht, das haben wir in der Vergangenheit und aktuell immer wieder bewiesen“, so Schmincke: „In keiner anderen Wirtschaftsbranche werden so viele Geflüchtete beschäftigt und sozial integriert wie in der Zeitarbeit.“
Doch sei es immer noch verboten, Arbeitskräfte aus dem nicht-europäischen Ausland im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung anzuwerben. „Das muss die Politik schnellstens ändern“, forderte der PEAG-Geschäftsführer. Bestes Argument seien jüngste Statistiken, wonach die Erwerbsmigration aus Drittstaaten mit rund 73.000 Personen im Jahr 2022 einen neuen Höchststand erreicht hat. Dem Migrationsbericht der Bundesregierung zufolge seien das fast 78 Prozent mehr als im Jahr zuvor. „Da ist ein großes Potenzial an Arbeitskräften erkennbar, das wir künftig auch in den Blick nehmen sollten“, so Andreas Schmincke.
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Die PEAG Holding GmbH wurde 1997 gegründet. Sie ist strategischer Partner für Personalberatung, vermittlungsorientierte Arbeitnehmerüberlassung, Beschäftigtentransfer und Personaladministration. Zur Unternehmensgruppe zählen vier Unternehmen: PEAG Transfer GmbH, PEAG Personal GmbH, PEAG HR GmbH und die PEAG-Mitarbeiter-Beteiligungs-GmbH. Auch am politischen Geschehen in allen arbeitsmarktpolitischen Bereichen beteiligt sich die PEAG regelmäßig unter dem Claim "Wir machen Zukunft. Für Menschen." mit öffentlichen Debatten und Symposien zu aktuellen Themen. Damit ist sie Impulsgeber für Akteure des Arbeitsmarktes und Trendsetter im Bereich Personalmanagement.
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